Veranstaltungen des Bildungsverein`s Elbe-Saale im Februar 2007

Magdeburg 05.02.07 15.00 Uhr
Eine sozial gerechte Welt– Atlas der Globalisierung
mit: Horst Blanke  
Ort: Magdeburg, Beratungsraum des Bildungsverein Elbe– Saale, Ebendorfer Str.3

Wernigerode 06.02.07 10.00 Uhr
„IGEL—Leistungen“
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Wernigerode, Frauenkommunikationszentrum

Thale 07.02.07 14.00 Uhr
Frauen sind anders – Medikamente auch?
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Thale, Musestieg 28 (Treff der Selbsthilfegruppen)

Magdeburg 08.02.07 17.00 Uhr
Eine Revolution die keine war?!
Gramsci‘s Hegemonietheorie und deren Anwendbarkeit auf Russland
mit: Philipp Casula  
Ort: Magdeburg, „linkskurve“, Leiterstrasse 2

Magdeburg 09.02.07 19.00 Uhr
Agit 883 Bewegung, Revolte, Underground - Buchvorstellung
mit: Markus Mohr (Hamburg) und Hartmut Rübner (Berlin) Herausgeber
gemeinsam mit dem Blaue-Welt-Archiv
Ort: Magdeburg, BUND, Olvenstedter Str. 10

zum Inhalt:

Die West-Berliner Zeitung Agit 883 spielte für die dortige Linke als Medium der Gegenöffentlichkeit in den Jahren 1969 bis 1972 eine wesentliche Rolle. Sie das auflagenstärkste Organ des parteiunabhängigen Linksradikalismus jener Tage, ihr Ruf strahlte auch weit in die Bundesrepublik aus.
Die Redaktionsräume der Zeitung waren der Ort von Begegnungen und lautstark wie zum Teil handgreiflich ausgetragenen Konfrontationen innerhalb des linken Spektrums: Anarchisten trafen hier auf Maoisten, Antiimperialisten waren mit engagierten Mitgliedern von Basisgruppen konfrontiert, Sozialisten versuchten sich einen Reim auf Hasch- und Wermutrebellen sowie rote Bauarbeiter zu machen. Musiker verfolgten die Redaktionsdebatten genauso wie angehende Journalisten. In den öffentlichen Redaktionstreffen der 883 verdichtete sich, was die Linke jener Tage in Szenelokalitäten, Kommunen und Wohngemeinschaften geredet, nachgedacht und nächtelang diskutiert hatte.
Rund 250 politische Gruppen nutzten die Zeitung -- sie sprengte die zuvor überwiegend verbandsförmig bestimmte Öffentlichkeit der Studentenbewegung. Agit 883 kann als Spiegelbild eines Neuzusammensetzungs- und Suchprozesses der radikalen Linken in den Jahren 1969/70 gelten. Die Zeitung war nicht nur theoretisches Medium, sondern visualisierte das vibrierende Lebensgefühl der Linken in Berlin.
Agit 883 war mit dem durcheinander gewirbelten Layout und in der Sprache in irritierender Weise anders. Es ist augenfällig: Für diese linke Generation stand die Revolution auf der Tagesordnung.


Halle 12.02.07 20.00 Uhr
„Gentechnik Weizen in Gatersleben“
mit: Andreas Bauer und Vertreter IPK Gatersleben  
Ort: Halle, Cafe theatrale, Waisenhausring

Magdeburg 17.02.07 und 18.02.07 ab 10.00 Uhr
Dimensionen der Gerechtigkeit in der aktuellen Diskussion - Wochenendseminar
mit: Dr. Edelbert Richter und Wolfram Tschiche  
Verbindliche Anmeldung bis 05.02.07 erforderlich!
nähere Informationen unter: www.bildungsverein-elbe-saale.de
Teilnehmerbeitrag: 25 Euro; ermäßigt: 15 Euro
Ort: Magdeburg, Beratungsraum des Bildungsverein Elbe– Saale, Ebendorfer Str.3

Halle 21.02.07 15.30 Uhr
„200 Jahre Christian Wolff in Halle– Auskünfte über einen großen Gelehrten“
mit: Dr. Erwin Bartsch  
Ort: Halle, Bürgerhaus „alternativE“ Gustav-Bachmann Str. 33

Halberstadt 22.02.07 14.30 Uhr
„Fragen rund um die Organspende“
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Halberstadt, Senioren Service– Zentrum, „Haus Pawlow“, Puschkinstr. 1

Quedlinburg 26.02.07 18.00 Uhr
Frauen sind anders– Medikamente auch?
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Quedlinburg, Europaaktionsforum, Wiperstr. 1a

Halle 26.02.07 14.30 Uhr
„Jetzt ist eine andere Zeit“- Ostdeutsche Frauen erzählen
Buchlesung mit: Dr. Ulrike Hänsch  
Ort: Bürgerhaus „alternativE“, Gustav-Bachmann Str. 33, Halle

Magdeburg 28.02.07 16.30 Uhr
Investivlohn- nicht alles drin ?- Standpunkte zu Mindest– Kombi– und Investivlohn
mit: Werner Dreibus MdB Fraktion die Linke (angefragt)
Ort: Magdeburg, Haus der Gewerkschaften, Otto– von- Guericke– Str. 6


Antonio Gramsci und die Programmdiskussion der Linken
von Dr. Heinz Sonntag

Unser Bildungsverein Elbe-Saale und das Podium der Linkskurve in Magdeburg eröffnete ihre programmatischen Diskussionsforen 2007 mit Antonio Gramsci. Besonders hilfreich war die Einführung durch Dr. Sabine Kebir, die aus ihrem reichen Erfahrungsschatz die Biographie, die Werkanalyse, die Rezeption und aktuelle Denkimpulse Gramscis vorstellte.
„Der Bildungsprozess von Linkspartei und WASG in den Jahren 2007 und 2008 – ist da der Bezug auf Gramsci nicht ein Umweg?“ Hans Modrow
Die Diskussion im Forum belegte, dass man unserem Ehrenvorsitzenden folgen kann, wenn er für die plurale Programmdiskussion: „Es geht nicht um Kleinigkeiten, sondern um Grundsätzliches“ fordert.
Was aber kann Gramsci an Grundsätzlichem hilfreich anbieten? Hierzu nur zwei Belege. Zum einen zählt u.E.. dazu die Zielorientierung linker Politik auf die Möglichkeiten der modernen Zivilgesellschaft mit ihren Triebkräften für soziale Demokratie und sozialen Humanismus. Damit ist die Linke dem „Glutkern“ Marxschen Denkens näher, als wenn man auf die Wirkung mechanisch determinierter Gesetze der sozialistischen Revolution und der Diktatur des Proletariats hofft. Bei Gramsci, besonders in den zehn Bänden der Gefängnishefte, lebt die materialistische Dialektik, wenn er die Dialektik von Ökonomie, Politik und Bewusstseinformen historisch konkret herleitet, bei besonderer Würdigung der Kunst, Kultur und Bildung. Dabei benennt er auch die Gefahren der Manipulierung, des Faschismus und des Reformismus. Hervorgehoben wird die Rolle der Volksmassen, aber auch die politische Verantwortung der organischen Intellektuellen für die Erringung der geistigen Hegemonie dank einer neuen Aufklärung. Wichtiges Instrument ist dafür die Philosophie der Praxis, die Philosophie von Marx, Lenin und Rosa Luxemburg.
Zum anderen ist dem Gedanken W.F. Haugs zu folgen, dass aus dem Werk und dem Wirken Gramscis ein neuer Internationalismus der Linken erwachsen kann. Dieser Internationalismus analysiert die Dialektik von Ökonomie, Politik und Ideologie des heutigen Weltkapitalismus als Herrschaftssystem und Herausforderung für die Linken der Welt. Er zeigt die tiefen Widersprüche und Krisen des Systems, die Opfer von Sozialabbau, Umweltzerstörung und Unterentwicklung in der Mehrheit der Menschheit. Dies alles sollte im Programm einer neuen Linken für Deutschland aufgehoben werden, z.B. in der solidarischen Unterstützung des Sozialismus des 21. Jahrhundert, der Aktivierung der Europäischen Linkspartei über das Parlamentarische hinaus, aber auch der Weltsozialforen. Eine andere Welt ist möglich und notwendig, bleibt so keine Deklaration, sondern politisches Fernziel einer sozial verantwortlichen und humanen Politik der Linken. Das 2003 beschlossene strategische Dreieck der PDS kann dazu beitragen, Grundsätze und Utopien Gramscis lebendig zu erhalten und sich nicht in programmatischen „Kleinigkeiten“ diverser Politikfelder der parlamentarischen Arbeitsteilung zu verlieren. In diesem Sinne bereiten wir das zweite Forum am 25.01.2007 vor, eine Buchbesprechung von Stefan Bollinger zu seiner Edition: „Lenin, Träumer und Realist“.


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