Veranstaltungen des Bildungsverein`s Elbe-Saale im Januar 2007

Magdeburg 06.01.07 09.00- 16.00 Uhr
Friedenswerkstatt- Professionalisierung ehrenamtlichen Engagements in der lokalen Friedensarbeit - Workshop
Moderation: Ruben Kurschat Berlin
Ort: Magdeburg, Beratungsraum des Bildungsverein Elbe-Saale, Ebendorfer Str. 3

Halberstadt 10.01.07 14.30 Uhr
„Patientenverfügungen“
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Halberstadt, Seniorenservice-Zentrum, „Haus Pawlow“, Puschkinstr. 1

Halle 10.01.07 15.30 Uhr
„Renè Descartes – Aufklärung durch Vernunft“
mit: Dr. Edmund Fröse  
Ort: Halle, G.-Bachmann-Str. 33, Bürgerhaus „alternativE“

Magdeburg 11.01.07 17.00 Uhr
Die Zivilgesellschaft erlernt die Staatsführung. Antonio Gramscis radikales Projekt der Aufklärung
mit: Sabine Kebir Autorin
Moderation: Dr. Heinz Sonntag  
Ort: Magdeburg, „linkskurve“, Leiterstrasse 2

Halle 11.01.07 14.30 Uhr
Eine Reise ins Land der traditionellen chinesischen Medizin. Teil 2
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Bürgerladen Halle-Neustadt, Falladaweg 9, Halle

Magdeburg 12.01.07 19.00 Uhr
Heute bleibt die Kantine kalt! Der Flüchtlingswiderstand im Abschiebelager Blankenburg
Vortrag und Diskussion mit Vertretern der Antirassismusinitiative Oldenburg
gemeinsam mit dem Blaue-Welt-Archiv
Ort: 39108 Magdeburg, BUND, Olvenstedter Str. 10

Halle 15.01.07 20.00 Uhr
„Welthungerproblematik und Gentechnik“
mit: Marcel Wark, Katja Geißler
Ort: Cafe theatrale, Waisenhausring, Halle

Dessau 18.01.07 18.00 Uhr
Bilanz 2006 – Denkanstöße 2007
Workshop mit Beiträgen von:
Frank Hoffmann Linke Visionen 2007
Olaf Wendel zum Meinungsaustausch zwischen Oppositionellen
Horst Blümel Missionierung und Atheismus
Dr. Werner Grossert Neue Literatur zur Stadtgeschichte
Alfred Krüger Menetekel Dessau 1932
Ort: Dessau, Galerie-Cafe, Schlossstraße

Magdeburg 19.01.07 19.00 Uhr
Auf den Geschmack gekommen – Zum längsten Arbeitskampf der Beschäftigten von Gate Gourmet in der jüngeren deutschen Geschichte
Buchvorstellung mit den Autoren: Chr. Frings und Alix Arnold aus Köln
gemeinsam mit dem Blaue-Welt-Archiv Magdeburg
Ort: Magdeburg, BUND, Olvenstedter Str. 10

Magdeburg 22.01.07 15.00 Uhr
Die bessere Demokratie – Das Demokratiesystem der Irokesenliga unter den Bedingungen der modernen Gesellschaften in Kanada und den USA
Dia-Ton-Vortrag mit: Renate Sattler Arbeitskreis Vierte Welt
Ort: Magdeburg, Beratungsraum des Bildungsverein Elbe-Saale, Ebendorfer Str. 3

Halle 22.01.07 14.30 Uhr
Eine Reise ins Land der traditionellen chinesischen Medizin. Teil 2
mit: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Bürgerhaus Alternative Gustav-BachmannStr.33, Halle

Halle 23.01.07 14.30 Uhr
„Was hat uns Hannah Arendt heute noch zu sagen?“
Diskussionsgrundlage: Prof. Dr. Helmut Meier Leipzig
Ort: Blumenstr. 16, Halle

Magdeburg 25.01.07 19.00 Uhr
Lenin - Träumer und Realist
Buchvorstellung mit: Dr. Stefan Bollinger Autor
Ort: Magdeburg, „linkskurve“, Leiterstrasse 2

Quedlinburg 29.01.07 18.00 Uhr
„IGEL-Leistungen“
mit: Dr. Viola Schubert-Lehnhardt  
Ort: Quedlinburg, Europaaktionsforum, Wiperstr. 1a

Liebe Freundinnen und Freunde des Bildungsvereins,

das Jahr 2006 nähert sich seinem Ende und somit ist auch Zeit Bilanz zu ziehen. An 20 Orten Sachsen-Anhalts in Jugendfreizeiteinrichtungen bis zum Seniorenheim fanden etwa 197 Veranstaltungen mit ca. 4150 Teilnahmen statt. Schwerpunkte waren wie immer die Städte Halle und Magdeburg.
Gut das der Bildungsverein auch mehr in der Fläche wirkte, besser noch das im Bildungsjahr drei Tagungen von landesweiter Bedeutung unter Regie des Vereins konzipiert wurden. Vor allem der „VI. John-Desmond-Bernal-Tag Gentechnik – Top oder Flop“ und die Tagung „Ostdeutschland 2020 – Innovation und Integration“ seien dafür als Beleg benannt. Aber auch bewährte Formen wie die Konferenz „Ein Jahr Hartz IV – Deutschlands Reformirrweg“ sind Beweis für Kontinuität in der Zusammenarbeit hier mit dem Bündnis soziale Bewegung in Sachsen-Anhalt. Von neuem Format die Reihe Filmschule im Kulturzentrum Moritzhof in Magdeburg, die Film mit Zeitzeugengesprächen verband. Natürlich wurde auch Bewährtes fortgeführt hier zum Beispiel die Vortragsreihe in Naumburg gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen bzw. im Themenfeld Bekämpfung des Rechtsextremismus mit dem Verein miteinander e.V.. Dabei wurden Wochenendseminare als workshops zur „(Selbst)Hilfe für Opfer rechter Gewalt“ sowie das workcamp als Sommerlager am KZ- Lichtenburg gefördert. Gemeinsam sind allein 8 Veranstaltungen in der Region zu Ursprüngen und Quellen des Antisemitismus, kommunalen Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus, gegen rechte Argumentationsstrategien im Wahlkampf getragen und paritätisch mit der Landeszentrale politische Bildung das Heft „Was tun nach einem rechten Angriff“ finanziert.
Als Aufgabe für das neue Jahr bleibt die Verstärkung der Zusammenarbeit mit der Gruppe transform an der Uni Magdeburg und die Fortsetzung der Themenlinie „Gesundheitsförderung“ im Rahmen gemeinsamer workshops an der Fachhochschule Magdeburg.
Neu auch die Durchführung von Veranstaltungen in russischer Sprache für MigrantInnen, AussiedlerInnen und AustauschstudentInnen, der Infostand anlässlich der feierlichen Immatrikulation im Oktober sowie ein Beitrag zum 5. Tag der Frauen- und Geschlechterforschung an der MLU Halle, der vorerst das Projekt: „Frauen als (Mit)Täterinnen im Nationalsozialismus – regionale Fallstudien in Sachsen-Anhalt“ abschließt.
Mit dem Zugang des Kollegen Siegmar Buchwald intensivierte sich der Studenten- und Jugendaustausch mit Russland im Projekt „Nichts als Arbeit“. Zudem sind Referenten der brasilianischen Delegation der rls in Halle eingesetzt. Nicht nur dafür sei der engagierten Mitarbeit der weitgehend ehrenamtlich tätigen Arbeitsgruppe mit Dr. Viola Schubert-Lehnhardt, Dr. Christel Gibas und Barbara Claus gedankt. Würdigen wollen wir auch alle Aktiven der Themenreihen und in den Regionen. So u. a. Dr. Hans Küstner für 10 Jahre gewerkschaftspolitischer Bildungsreihe gemeinsam mit dem DGB oder Dr. Werner Grossert und Alfred Krüger für ihr Wirken in Dessau.
Neben der Produktion von Reportagen zu den Konferenzen Ostdeutschland 2020 und dem Bernal-Tag wurde es zur Tradition einen Film der Videowerkstatt unter der Leitung von Kurt Gehrmann zum Abschluss eines jeden Jahres zur Aufführung zu bringen. Diesmal hielten wir Nachlese als Rückblick auf das Wirken bekannter Oberbürgermeister der Stadt .
Im Auftrag der Mitglieder möchte ich den Ehrenamtlern des Vorstandes danken und wünsche uns für das neue Bildungsjahr Zuspruch und Anregung bei der Umsetzung der Vorhaben 2007

Dirk Rumpf

Zu Person und Wirken Antonio Gramscis (1891-1937)
am 11.01.07 ab 17.00 Uhr mit Dr. Sabine Kebir
Im April 2007 jährt sich der 70. Todestag von Antonio Gramsci, der charismatischen Gestalt des italienischen Marxismus. Aus kleinen Verhältnissen stammend mit schwacher Gesundheit ausgerüstet rang er 1912 dem König ein Begabtenstipendium ab.
1919-1920 führte er eine basisdemokratische Fabrikbesetzungsbewegung an, die für ein paar Wochen die Illusion hatte, ganz Italien in eine sozialistische Republik verwandeln zu können. 1921 gehörte Gramsci zu den Mitbegründern der Kommunistischen Partei, stand aber im Gegensatz zu deren Führer Amadeo Bordiga, der immer noch meinte, dass eine straff geführte Kaderpartei schnell die Revolution herbeiführen konnte. Gramsci dagegen begann, eine Gruppe aufzubauen, die das Staatsstreichmodell der Oktoberrevolution für die entwickelten westlichen Länder ablehnte und von einem längeren Übergang zum Sozialismus ausging. Kernpunkt seiner Vorstellung war, dass auf diesem Wege die bürgerliche Demokratie nicht abgeschafft, sondern ausgeweitet werden sollte. Mit diesen Vorstellungen übernahm er 1924 die Leitung der Partei, die jedoch 1926 vom bereits an die Macht gelangten Faschismus verboten wurde. Gramsci selbst wurde zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Auf der Basis von beeindruckenden soziologischen Quellenstudien verfasste er ein theoretisches Werk von tausenden Seiten, das auch historische, kultur- und sprachwissenschaftliche Aspekte umfasste. Gramsci starb nach elfjähriger Haft, u. a. auch, weil ihm lange bestimmte medizinische Versorgungen verweigert wurden.
Besonders wegen der Hervorhebung tiefgreifender kultureller Entwicklungen, die künftigem Sozialismus vorausgehen müssten und wegen seines Beharrens auf Erhalt und Weiterentwicklung von Demokratie, wurde Gramsci nach dem 2. Weltkrieg nicht nur zum zentralen theoretischen Bezugspunkt der italienischen und bald auch der europäischen Linken.
Dr. habil Sabine Kebir wird in ihrem Vortrag u.a. auf folgende Schwerpunkte eingehen: - Wie erklärte Gramsci das Gelingen der Oktoberrevolution und das Scheitern der revolutionären Versuche im Gefolge des 1. Weltkrieges in Westeuropa?
- Ob und wie ist es den in das kapitalistische System integrierten benachteiligten und ausgebeuteten Klassen möglich nach Gramsci die bürgerliche Hegemonie in Frage zu stellen und die bürgerliche Gesellschaft zu überwinden.


Buchvorstellung Lenin - Träumer und Realist
am 25.01.07 ab 19.00 Uhr mit Dr. Stefan Bollinger
"Genius" oder "Dämon" der Revolution - die Meinungen über Lenin gehen weit auseinander. Solange ein Sechstel der Erde unter dem Roten Stern stand und Lenin die Geschicke des "kurzen" 20. Jahrhunderts mitbestimmte, kamen Freund wie Feind nicht an ihm vorbei. Mit dem Untergang des Ostblocks begann die Suche nach den Schuldigen. Kann sich Marx noch behaupten, so findet Lenin keine Gnade vor den gestrengen Wächtern des Antikommunismus. Es geht bereits ein Aufraunen durch die Feuilletons, wenn zu Beginn des neuen Jahrtausends der Sozialismus als Alternative zum Empire wieder angedacht wird, wenn neue, junge Kommunisten sich outen, gar ein Philosoph wie Slavoj Zizek die Wiederkehr Lenins und der Revolution beschwört. Dieser Gnadenlosigkeit begegnet das vorliegende Buch.
Der Erste Weltkrieg brachte massenhaft Tod an der Front und im Hinterland, stürzte Völker ins Elend und verschärfte die sozialen Widersprüche des Kapitalismus auf das Schärfste. "Brot und Frieden" und "das Land den Bauern" lauteten die Losungen der radikalen Linken. Und sie hatten Erfolg - zumindest in Russland. Heute sind mit dem Ende des Staatssozialismus jene in Verdammnis und Vergessen gestoßen, die für den ersten erfolgreichen Versuch einer sozialistischen Revolution und Gesellschaft Verantwortung trugen. Die bedeutendste Figur war Wladimir Iljitsch Lenin, Führer der russischen Bolschewiki, Kopf der Oktoberrevolution und erster Vorsitzende des Rates der Volkskommissare in der Sowjetunion.
Während seine westeuropäischen Genossen über Sinn oder Unsinn von Revolutionen fabulierten, Massenstreikdebatten führten, sich in ihrer Stellung zum Weltkrieg uneins waren und einstige Friedensschwüre vergaßen, war Lenin Pragmatiker und Realpolitiker. Er wollte die Revolution in Russland und in der Welt, begriff rascher und konsequenter die Zuspitzung aller Widersprüche des Kapitalismus, sah Übergangsformen für einen revolutionären Umsturz auch unter rückständigen Bedingungen und begriff den Imperialismus als ebenso bedrohliche wie chancenreiche Entwicklung für das Proletariat und die unterdrückten Bauern.
Dafür soll die Sammlung den Blick öffnen: für die schöpferische marxistische Analyse der Gesellschaft, für die Rolle der Organisation, für die Entschlossenheit und die Zuspitzung von Entscheidungen. Je mehr sich der Kapitalismus nach dem Untergang des Staatssozialismus zur Kenntlichkeit verändert, die Klassenfronten des 19. Jahrhunderts aufscheinen, aber nicht die revolutionären Fähigkeiten, desto interessanter könnten jene radikalen Fragen und Antworten sein, die Lenin in die Debatte um den Sozialismus einbrachte.


Heute bleibt die Kantine kalt!
Freitag, 12.1.07, 19.00 Uhr, im BUND

Der Flüchtlingswiderstand im Abschiebelager Blankenburg.
Vom 4. bis zum 31. Oktober befanden sich die Flüchtlinge des 7 Kilometer von Oldenburg entfernten Ein- und Ausreiselagers Blankenburg im Streik. Konkret heißt das: Sowohl das Kantinenessen als auch die 1 Euro-Jobs wurden boykottiert. Die Streikenden fordern stattdessen die Auszahlung von Bargeld und das Recht, ihre Nahrung selbstbestimmt zubereiten zu können. Darüber hinaus wird eine angemessene und hiesigen Standards angepasste Gesundheitsversorgung gefordert. Grundsätzlich machen sich die BewohnerInnen für eine dezentrale Unterbringung in eigenen Wohnungen nach spätestens 3 Monaten stark. Die meisten BewohnerInnen leben bereits seit über einem Jahr, viele 2 Jahre und länger in Blankenburg.
An dem Streik, der über 4 Wochen geführt wurde, waren ca. 200 Menschen beteiligt, d.h. nahezu alle Flüchtlinge, die permanent im Lager leben. Dieser Streik ist in der Geschichte des Widerstands gegen die repressive Asylpolitik in Deutschland und die damit zusammenhängende Lagerunterbringung einmalig. Er war umso bemerkenswerter, als er trotz massiver Einschüchterung mit nächtlichen Wohnungsdurchsuchungen, verstärkten Botschaftsvorführungen und der Verlegung von StreikaktivistInnen in andere Lager so lange und erfolgreich geführt wurde. Der Streik ist jedoch noch nicht zu Ende – seit dem 21.11. befinden sich die Flüchtlinge in einem unbefristeten Boykott des Kantinenessens.


Auf den Geschmack gekommen
Freitag, 19.1.07, 19.00 Uhr, im BUND

Buchvorstellung mit Chr. Frings und Alix Arnold (Köln)
Für hiesige Verhältnisse fast unglaubliche sechs Monate streikten vom Otober 2005 bis April 2006 die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Gate Gourmet am Düsseldorfer Flughafen. Gate Gourmet ist einer der größten Airline-Caterer, gehört der Texas Pacific Group und wird von der Unternehmensberatung McKinsey beraten.
Der Streik war unter mehreren Gesichtspunkten paradigmatisch. Über den Kampf »gegen Arbeitshetze und Lohnklau« hinaus artikulierte er den Protest und Widerstand gegen moderne Managementtechniken der »Selbstaktivierung« und »Selbststeuerung«, wie sie auch gegen Hartz-IV-EmpfängerInnen eingesetzt werden. Es entstand eine wegweisende Zusammenarbeit zwischen den Streikenden und verschiedenen Unterstützergruppen aus der Region. Darüber hinaus kam es zu internationalen Formen der Zusammenarbeit und wechselseitigen Unterstützung.
So wurde der Kontakt zu den Gate-Gourmet-ArbeiterInnen von London-Heathrow hergestellt, die im August 2005 durch einen wilden Solidaritätsstreik des Bodenpersonals für Schlagzeilen sorgten.
Das Buch beleuchtet die Hintergründe des Rationalisierungsangriffs, beschreibt den Verlauf des Streiks, analysiert die Strategien der Unternehmensberatung McKinsey, lässt aber vor allem die ArbeiterInnen selbst zu Wort kommen. Es liefert einen wichtigen Anstoß zur Diskussion über die Zukunft der Arbeiterbewegungen.


Frohe Weihnachten
einen besinnlichen, friedlichen Jahreswechsel
und eine weiterhin gute Zusammenarbeit im Jahr 2007

wünschen im Namen des Vorstandes
Dr. Angelika Klein- Vorsitzende
Dirk Rumpf-Schatzmeister

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