Veranstaltungen des Bildungsverein`s Elbe-Saale im März 2005

Salzwedel 01.03.05 19.00 Uhr
"Europäische Identität: Wo liegen die politischen und kulturellen Grenze Europas?"
Vortrag mit Diskussion, anlässlich des 165. Geburtstages von August Bebel
  • Wie würde er zur Agenda 2010 stehen?
  • Ist seine Position: „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen“, noch aktuell?

  • Referent: Wolfram Tschiche Philosoph, Theolge; Klinke
    Ort: Kreisvolkshochschule Salzwedel, Karl-Marx-Str. 32, 29410 Salzwedel
    Inhalt: Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wachsen die einstmals verfeindeten Staaten Europas ökonomisch und politisch immer stärker zusammen. Ein in dieser Richtung bedeutsamer Vorgang war die kürzliche Verabschiedung einer "Verfassung für Europa". Jedoch steht dieser europäische Integrationsprozess vor Herausforderungen, die zu einer Reflexion auf seine geistig- kulturellen und gesellschaftlichen Grundlagen zwingen: So fordern in nicht wenigen Ländern rechte Parteien und nationalistische Bewegungen eine Rückkehr zu Prinzipien des Nationalstaates alter Prägung. Sie erfahren Unterstützung durch ausländerfeindliche Gruppen, die zwar für einen "Ethno- Pluralismus" plädieren, doch sich zugleich gegen eine ethnisch- kulturelle Vielfalt im Inneren der Gesellschaft wenden. Zudem drängen die neuen, mittel- und südosteuropäischen Staaten in die Europäische Union, so dass Befürchtungen hinsichtlich ihrer Integrationskraft laut werden. Darüber hinaus wird gegenwärtig eine heftige Debatte über einen möglichen Beitritt der Türkei geführt, die unmittelbar die Frage nach einer europäischen Identität berührt: Kann ein Land, das überwiegend durch die islamische Kultur und Religion geprägt ist, Mitglied der Europäischen Union werden? Somit steht Europa gegenwärtig vor einem tiefgreifenden - gesellschaftlichen, politischen und kulturellen - Wandel, der ohne kritische Reflexion auf die im historischen Kontext entstandenen identitätsstiftenden Merkmale des europäischen Selbstverständnisses kaum gelingen könnte.

    Halle 02.03.05 18.00 Uhr
    Vorstellung des 2. Bandes "Geschichte des Kommunismus" (1933-1939)
    Veranstaltung mit Prof. Klaus Kinner
    Ort: Lesesaal, Neues Theater, Gr. Ulrichstr. 51, Halle

    Gardelegen 08.03.05 09.00 - 16.00 Uhr
    "Wie steht der Islam zu den Menschenrechten?"
    Referent: Wolfram Tschiche Philosoph, Theolge; Klinke
    Ort: Staatliches Schulamt, Philipp- Müller- Str. 2 - 4, 39638 Gardelegen
    Inhalt: Der Streit darum, ob Menschenrechte universelle Geltung beanspruchen können, gehört zu den ältesten Kontroversen der Menschenrechtspolitik. Es geht um die zentrale Frage, ob jener universelle Anspruch aufgrund vorhandener Kulturdifferenzen zurückgewiesen werden muss. Seit einigen Jahren werden gegen die "westlich" verstandenen Menschenrechte alternative Menschenrechtskonzepte vorgetragen, die sich ausdrücklich auf "nichtwestliche" kulturelle und religiöse Quellen berufen.
    Paradigmatisch sind einige "islamische Menschenrechtserklärungen" islamischer Gelehrter und Institutionen. Insofern auch sie einen universellen Geltungsanspruch erheben, laufen sie Gefahr - mit umgekehrten Vorzeichen - kulturimperialistische Tendenzen zu befördern, sofern sie analog zur Verwestlichung des Menschenrechtsbegriffs einen essentialistischen "islamischen" Menschenrechtsbegriff entwickeln.
    Sollte sich der Begriff "Menschenrechte" in ein westliches und islamisches Konzept einerseits und andererseits differenzieren, so könnte die universelle Geltung der Menschenrechte auf dem Spiel stehen.
    In diesem Zusammenhang sollen während des Seminars u. a. folgende Schwerpunkte behandelt und diskutiert werden:
  • Was verstehen wir unter Menschenrechte?
  • Auf welche geistes- und sozialgeschichtlichen Wurzeln gehen die Menschenrechte zurück?
  • Welchen Entwicklungsweg nahmen die Menschenrechte nach dem 2. Weltkrieg?
  • Wie wird innerislamisch die Debatte um die Menschenrechte geführt?
  • Gibt es Differenzen zwischen einem "westlichen" und "islamischen" Menschenrechtsverständnis?
  • Auf welche Weise sind die "islamischen Menschenrechtserklärungen" zu interpretieren?

  • Halle 09.03.05 15.30 Uhr
    "Rote Gentechnologie - was ist heute im medizinischen Bereich möglich?"
    Referentin: Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt  
    Ort: Gustav-Bachmannstr. 33, Halle

    Magdeburg 11.03.05 20.00 Uhr
    "Wir leben trotzdem" Lesung und Konzert mit Esther Bejarano und der Gruppe "Coincidence"
    Kooperationsveranstaltung mit dem Gleichstellungsamt und der Landtagsfraktion der PDS-LSA
    Ort: Kulturzentrum Feuerwache, Halberstädter Straße 140, Magdeburg

    Magdeburg 14.03.05 15.00 Uhr
    "Einwanderungsland Deutschland"
    Referentin: Dr.sc. phil Karin Rührdanz  
    Ort: Altenbetreuungszentrum des ASB, Florian-Geyer-Str. 55, Magdeburg

    Magdeburg 16.03.05 18.00 Uhr
    Christen und Atheisten - unterschiedliche Ausgangspunkte- gemeinsame Alternativen für die Zukunft
    Moderation: Dr. Heinz Sonntag  
    Referenten: Giselherr Quast Domprediger
                      Friedrun Fessen AG ChristInnen der PDS
    Ort: KIZ, Ebendorfer Str. 3, Magdeburg

    Magdeburg 17.03.05 16.30 Uhr
    Gegen die EU - Verfassung ist Druck von unten notwendig!
    Ja zu Europa - Nein zur EU - Verfassung
    Vortrag mit Diskussion
    Referent: Tobias Pflüger MdEP (angefragt)
    Ort: Haus der Gewerkschaften ,Otto-von-Guericke Str. 6, Magdeburg

    Naumburg 17.03.05 17.00 Uhr
    "Ursachen und Bedingungen des Aufstiegs der NSDAP in der Weimarer Republik"
    Im Rahmen der Reihe "Mitteldeutsche Erinnerungslandschaften"
    zusammen mit RLS-Thüringen
    Referent: Prof. Dr. Manfred Weissbecker Jena
    Ort: Hotel "Kaiserhof", Bahnhofstraße 35, Naumburg

    Wernigerode 19.03.05 14.00 - 19.00 Uhr
    "Frauen als (Mit)Täterinnen im Nationalsozialismus"
    Seminar
    Leitung: Viola Schubert-Lehnhardt  
    Ort: Frauenkommunikationszentrum, Oberpfarrkirchhof 14, Wernigerode

    Magdeburg 21.03.05 15.00 Uhr
    Wohin laufen sie denn? Die "Volksparteien" weiter im Sinkflug?
    Wo sich SPD, CDU/CSU gleichen
    Referent: Horst Blanke  
    Ort: Ebendorfer Str. 3, 39108 Magdeburg

    Halle 21.03.05 18.30 Uhr
    Liberalisierung der Bildung auf europäischer und internationaler Ebene
    zusammen mit attac Halle
    Referentin: Dr. Angelika Klein MdL - LSA
    Ort: Lesesaal des Neuen Theater, Halle

    Mitregieren der PDS: Chancen - Risiken - Nebenwirkungen

    Das 4. Strategieforum des Bildungsvereins und unseres KIZ wurde von unserem Gast Prof. Dr. Wolfgang Methling geprägt, stellvertretender Parteivorsitzender der PDS und stellvertretender Ministerpräsident sowie Umweltminister Mecklenburg-Vorpommern. Eingangs bekannte er sich zu dem strategischen Dreieck der PDS, nur bei seiner Akzeptanz können die widerspruchsvollen Herausforderungen des Mitregierens der PDS gemeistert werden.
    Sein Credo: "Es geht um eine neue menschliche Gesellschaft, die manches auf-nimmt von dem, was wir im realen Sozialismus hatten, aber das mit anderen Elementen zusammenführt. Es geht um eine warmherzige Gesellschaft, eine Gesellschaft, wo der Eine für den Anderen da ist und sich nicht alles nach dem Mammon richtet." (2003)
    Aus der praktischen Regierungspolitik in der Koalition mit der SPD hat sich für die PDS die ständige Beachtung der Dialektik von Chancen, Risiken und Nebenwir-kungen als Maß der politischen Identität bewährt.
    Zu den realen Chancen des Erreichbaren zählt Wolfgang Methling die Förderung ein soziales und ökologisches Grundklima der Landespolitik, woran er als Umweltminister gemessen werden will. Hinzu kommen bildungspolitische und beschäftigungspolitische Aktivitäten seiner Ministerkollegen, unterstützt von PDS-Landräten, Kommunalpolitikern und aktiven Mitgliedern der PDS-Basis. Zu den Risiken zählt er die objektiven Systemgrenzen für eine soziale Landespolitik, die eine absehbare Reduzierung der hohen Arbeitslosigkeit und der Abwanderung im Lande verhindert. Hinzu kommen subjektiv wirkende Interessenwidersprüche, so bei den Demonstrationen gegen Hartz IV und die Agenda 2010. PDS-Landes-politiker können EU-Regulierungen und Bundesgesetze nicht ignorieren, sie können nur die Wirkungen für sozial Betroffene mindern, siehe die Vorschläge und der Protest von Helmut Holter und auch das Abstimmungsverhalten im Bundesrat. Zu den oft unterschätzten Nebenwirkungen des PDS-Mitregierens zählt er das öffentliche Wirken von PDS-Landespolitikern, den Medienzugang zur Darstellung linker Positionen, z.B. zum Irak-Krieg und zum Bombodrom im Lande. PDS-Minister sind respektierte Gesprächspartner in Gewerkschaften, Kirchen, bei Künstlern, Wirtschaftsverbänden und Naturschützern, letztlich mit Wirkungen auf die Wählerschaft im Lande.
    Für die anwesenden Genossen der PDS und Gäste im KIZ ergaben sich vertief-ende Fragemöglichkeiten an den Gast. Dazu zählten vertiefende Fragen zur Eindämmung des Rechtsradikalismus, zur EU-Verfassung, zum DDR-Erbe, zu Studiengebühren, zur Gentechnik und zur Parteireform der PDS. Dabei bewies sich die Beachtung des strategischen Dreiecks als Argumentationshilfe. Selbst ausge-wiesene Kritiker des Mitregierens der PDS zeigten sich beeindruckt.
    Leider nahmen eingeladene Studenten nicht an dem Forum teil wegen der Semesterferien. Bedauerlich war es, dass jüngere Landtagsabgeordnete diese Lehrstunde strategischen politischen Lernens ungenutzt ließen. Sie wäre dem Wahlkampf im eigenen Lande 2006 zugute gekommen, in dem es reichen wird, sich auf separate Sachthemen wie Bildung, Patriotismus und Innovationen zu beschränken.
    Alle Anwesenden dankten am Ende des Forums unserem Gast für die Anregungen.
    Unser 5. Forum findet am 16.03.2005 statt, ab 18.00 Uhr. Es hat das Thema: Christen und Atheisten - gemeinsam für soziale Gerechtigkeit in der Welt. Gäste sind Friederun Fessen von der AG ChristInnen bei der PDS und der Magdeburger Domprediger Giselher Quast.


    Dr. Heinz Sonntag

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