Die Lüge ist nicht nur einfach ein uraltes menschliches Problem, sondern zeigt philosophische (sprachlogische), moralische und politische Facetten. Viele Menschen meinen, dass Politik ein "schmutziges Geschäft" sei und von daher Politiker und Lügner Synonyme seien. In diesem Sinne äußerte Hannah Arendt den beunruhigenden Verdacht, dass die Lüge nicht nur zum Handwerk des Demagogen, "sondern auch des Politikers und sogar des Staatsmannes gehöre". ("Wahrheit und Lüge in der Politik", München 1972, S. 44) Diese negative Auffassung ist bis in die Gegenwart hinein durch Manipulationen, Propagandatricks und Lügen zu "höheren Zwecken" genährt worden; und Lügengespinste dieser Art kommen offensichtlich nicht nur in Diktaturen, sondern auch in Demokratien vor. Dagegen hat sich immer wieder das Bemühen artikuliert , ein "Leben in der Wahrheit" (Vaclav Havel) zu führen, die Auffassung, dass Politik moralischen Ansprüchen genügen muss und dass Politiker für diese einzustehen haben.

Das Seminar verfolgt die Absicht mit den Schülern/innen das schwierige Verhältnis von Lüge und Wahrheit in der Politik zu diskutieren. In diesem Zusammenhang soll diesbezüglichen Überlegungen von Autoren/innen, wie z.B. denen von Platon, Augustin, Machiavelli, Kant, Nietzsche, Arendt, Havel, nachgegangen werden, um auf diese Weise die Diskussion zu bereichern.

"In jeder Tasche eine Bombe, angefüllt mit Dynamit, den Mordstahl in der einen, die Brandfackel in der anderen Hand - so stellt sich ein Gegner des Anarchismus in der Regel einen Anarchisten vor. Er erblickt in ihm einen Menschen, der halb Narr, halb Verbrecher, nichts weiter im Sinn hat, als die Ermordung eines jeden, der nicht seiner Meinung ist, und dessen allgemeines Ziel das Wirrwarr, das Chaos ist."

Was Most Ende des 19. Jahrhunderts beklagt, trifft eine Jahrhundertwende später immer noch zu. Wo auch immer Gewalt und Zerstörung herrscht, da ist von "Anarchie und Chaos" die Rede. Auch der Begriff "Revolution" findet geradezu inflationären Gebrauch: Sex, Waschmittel, Rasierapparate, Autos - überall finden anscheinend pausenlos Revolutionen statt. Nur, was sich eigentlich damit hinter verbirgt, weiß niemand so genau.

Ordnung in die Begriffsverwirrung bringt Mona Grosche mit ihrem Buch "Anarchie und Revolution". Neben einem knappen Überblick über die Geschichte der anarchistischen Bewegung erläutert sie darin anschaulich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen theoretischen Ansätze des "klassischen" Anarchismus. In zahlreichen Zitaten kommen dabei die "Klassiker" Proudhon, Bakunin und Kropotkin selbst zu Wort. Neben deren Kapitalismuskritik und eigenen Gesellschaftsmodellen erläutert das Buch vor allem ihre unterschiedlichen Ansätze zur Art und Weise gesellschaftlicher Veränderungen. "Ganz nebenbei" wird so mit einigen gängigen Vorurteilen über den Anarchismus aufgeräumt. Fernab von alten Bombenlegerklischees präsentiert sich eine eigenständige, selbstbewusste Theorie, die auch heute noch eine Menge Anregungen zum politischen Handeln zu bieten hat - jenseits von Stellvertreterpolitik und leeren Wahlversprechen.